Hier die Presseaussendung der HUG Wien vom 17. März 2021 anlässlich des vatikanischen Dokuments Responsum ad dubium, das die kirchluche Segnung homoseuxueller Paaare untersagt.

Presseaussendung der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Glaube

Wien, 17. März 2021

Mit großem Bedauern nimmt die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Glaube die Festlegung der Kongregation für die Glaubenslehre zur Kenntnis, dass die Römisch-Katholische Kirche gleichgeschlechtliche Paare nicht segnen kann. Damit kehrt die Kongregation zu ihren spätmittelalterlichen Wurzeln zurück, war sie doch über Jahrhunderte als Inquisition in ganz Europa gefürchtet.

Sehr erfreulich ist hingegen die Reaktion vieler Organisationen und Vertreter aus dem römisch-katholischen Bereich, die diese Entscheidung scharf verurteilt und erklärt haben, dass sie von ihrer Praxis der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht abgehen werden.

Die Glaubenskongregation hat also mit ihrer Aussage einen weiteren Schritt zur Spaltung in der Römisch-Katholischen Kirche gesetzt, indem sie einer bejahenden Lebenspraxis die Türe zuschlägt. Dummerweise stehen – zumindest im westlichen Europa – der Großteil des Kirchenvolks, der Priester und auch viele Bischöfe auf der anderen Seite dieser Tür, auf der Seite von Lesben und Schwulen, die von der institutionalisierten Kirche jahrhundertelanger Verfolgung ausgesetzt waren.

Was helfen Beteuerungen, dass die Würde von homosexuellen Menschen, gewahrt werden soll, wenn Partnerschaften mit Sünde gleichgesetzt werden? Das nimmt auch dem Individuum seine Würde. Wenn zwischen Menschen Liebe gelebt wird, ist das aus Sicht der Ökumenischen Arbeitsgruppe immer eine Verwirklichung der Liebe Gottes unter den Menschen. Das wurde in vielen anderen Kirchen, aber auch in weiten Teilen der katholischen Welt anerkannt, ist doch darin etwas von der Lebendigkeit des Geistes Gottes zu spüren. Die Glaubenskongregation verschanzt sich leider wieder einmal hinter toten Buchstaben.

Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Glaube wurde vor 30 Jahren in Wien gegründet, um Menschen dabei zu helfen, die sexuelle Orientierung und den Glauben in ihrem Leben zu integrieren. Sie ist Mitglied im Europäischen Forum der Christlichen LGBT-Gruppen.

 

veröffentlicht: Donnerstag, März 18, 2021 | von: Johannes Langer